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01.03.2017 Kategorie: Vorsfelde Gemeinde

Sieben Wochen ohne SOFORT

Erste Woche: Alles hat seine Zeit

"Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit."  (Prediger 3,1–4)


"Wir leben in einer aufgeregten, hektischen Welt", sagte die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Menschen reagieren sehr schnell, manchmal, ohne sich und anderen die nötige Zeit zum Nachdenken zu gönnen. Es tut uns gut, es ist menschlicher, wenn wir immer wieder innehalten, uns besinnen und überlegen, was wir sagen oder tun." Die evangelische Theologin, die den Vorsitz im Kuratorium der Fastenaktion innehat, predigt zur Eröffnung am 5. März in einem Gottesdienst in Frankfurt am Main. Das ZDF überträgt live.

Selbst Gott hat bei der Erschaffung der Welt am siebten Tag eine Pause eingelegt. Und inzwischen raten Psychologen, Philosophen und Managementtrainer zum Innehalten - oder dazu, eine Zeit lang absolut nichts zu tun. Wer das eine Weile durchhält, soll so ein Gespür für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bekommen. Und hinterher seine Ziele mit weniger Aufwand erreichen.

Doch Nichtstun ist in der westlichen Kultur als Müßiggang oder Faulenzen verpönt. Viele fühlen sich schuldig, wenn sie nicht wenigstens irgendetwas tun. Dem hält der Theologe und Schriftsteller Fulbert Steffensky entgegen: "Zu einem guten Arbeiter gehört es, dass er aufhören kann zu arbeiten, und dass er keine Angst vor der Ruhe hat. Es gibt eine Emsigkeit, die nur getarnte Faulheit ist. Ich misstraue dem Fleiß derer, die ewig betonen, sie hätten keine Zeit, etwa für Musik, oder für ein Buch."

Um den Bibelvers aus dem Buch des Predigers eindrücklich wirken zu lassen, erinnerte ich mich an die Reisfelder in Indonesien: Pflanzen, wässern, warten, ernten, dreschen. Da lässt sich nicht viel beschleunigen. Es ist der Rhythmus der Natur.
Viele erinnern sich noch an die kargen Zeiten in Deutschland. Erdbeeren und frisches Gemüse im Winter waren unvollstellbar. Alles hatte seine Zeit. Umso köstlicher war der erste Salat im Frühjahr - frisch aus dem Garten. Man kannte die Fastenzeit, in der das Essen und das Vergnügen karg waren und man kannte die Zeiten der Fülle, die danach kamen.

Fulbert Steffensky schreibt dazu: "Man lebte also in Begrenzungen, die die Gesellschaft und die Natur verhängt hatten. Viele dieser Zeitgrenzen haben wir überwunden, wir sind freier geworden. Es könnte aber sein, dass wir uns selber undeutlicher werden, wo alle Grenzen fallen und dass das Leben uns weniger einleuchtet, wo es seine Rhythmen verliert. Man kann nich tzurückwollen in die alte Unfreiheit, aber man kann auch nicht verharren in der neuen Undeutlichkeit, in der alles jederzeit seine Zeit hat. Grenzen der Freiheit gab es früher reichlich. Grenzen, die die Freiheit schützen, müssen wir neu erfinden." (Fastenkalender "Augenblick mal")
 

Beitrag von Beate Stecher