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14.07.2017 Kategorie: Vorsfelde Gemeinde

Literaturtipp Sommer 2017

Stephan Orth: Couchsurfing im Iran

Es ist offiziell verboten. Trotzdem reist Stephan Orth als Couchsurfer kreuz und quer durch den Iran, schläft auf Dutzenden von Perserteppichen, erlebt irrwitzige Abenteuer – und lernt dabei ein Land kennen, das so gar nicht zum Bild des Schurkenstaates passt. Denn die Iraner sind nicht nur Weltmeister in Sachen Gastfreundschaft, sondern auch darin, den Mullahs ein Schnippchen zu schlagen.

Eine Bikiniparty in der Pilgerstadt Mashhad, eine Übernachtung neben dem Atomkraftwerk Bushehr, ein Sadomaso-Geheimtreffen in Teheran: Im Iran erlebt Stephan Orth Abenteuer, die kein Reiseveranstalter jemals in seinen Katalog schreiben würde. Als Couchsurfer tauscht er Hotel gegen Privatquartier und lernt das Land so von seiner ganz privaten Seite kennen. Denn hinter verschlossenen Türen fällt der Schleier und mit ihm die Angst vor den Sittenwächtern.

Ob beim Rotwein-Besäufnis mit einem persischen Prinzen oder bei einem Wohnzimmer-Date mit versammelter Großfamilie, im stinkenden Schmugglerbus oder im rasenden Kleinwagen: Jede neue Begegnung fügt sich als Puzzleteil ein in das Gesamtbild eines Landes, dessen Realität komplett anders ist, als die Klischees vermuten lassen. Und schließlich werden noch zwei der letzten Geheimnisse aufgedeckt: wie die Einheimischen es anstellen, in einer Apotheke Wodka zu kaufen – und warum sie die unsägliche Popgruppe Modern Talking so lieben.

Der Autor schreibt: "Für mich ist es ein Land, das zugleich verzaubert und wütend macht. Es verzaubert, weil es magische Orte gibt wie Yazd, Shiraz oder Isfahan und wunderbare Natur und weil die Herzlichkeit der Menschen weltweit einzigartig ist. Es macht wütend, weil es den Bürgern eine Staatsreligion aufzwingt, ohne ihnen eine freie Wahl zu lassen. Weil es jungen Menschen zu wenig Chancen eröffnet, etwas aus sich zu machen. Weil es ein reiches Land ist, mit gigantischen Öl- und Gasvorkommen, aber viele Menschen davon nichts abkriegen."

Ein mitreißend erzähltes Buch über die kleinen Freiheiten und großen Sehnsüchte der Iraner. Es ist lesenswert, weil es andere Einblicke gibt in ein weitgehend unbekanntes Land.

Beitrag von Beate Stecher